Der Ofenbrand

Wie werden die Figuren eigentlich gebrannt?

 

Die beiden Brennöfen: Vorn der Hauptofen mit 40 l Fassungsvermögen (etwas kleiner als eine Waschmaschine), hinten der kleinere Reserve-Brennofen mit 20l Volumen.
Dies sind meine beiden Brennöfen: Der etwas größere vorn hat ein Volumen von 40l und ist mein Hauptofen. Der kleinere hinten fasst 20l und ist nur für den Notfall da, wenn der große Brennofen gerade nicht funktioniert - Brennspiralen durchgeschmurgelt, Temperaturfühler kaputt, usw ... was halt so alles passieren kann. Beide Öfen sind schon fast 40 Jahre alt und werden beständig von meinem technikbegabten Ehemann gewartet 😉 ...! Die Öfen stehen im Heizungsraum, weil sie verdammt heiß werden und es zu etwas unangenehmer Geruchsentwicklung während der ersten 600°C kommen kann (entweichender chemischer Wasserstoff, riecht ein wenig nach Chlor).
Der große Brennofen wird befüllt. In die unterste Lage kommen weiße Figuren (hier die Schafe). Beim Brand ist ganz unten die Temperatur ca 10 Grad niedriger + besser für weiße Figuren geeignet als weiter oben im Ofen.
Die Öfen sind Toplader, werden also von oben bestückt. In die unterste Lage kommen Figuren aus weißem Ton, weil dort mit 10°C weniger Temperatur im Vergleich zur obersten Lage mit 1.050°C bessere Bedingungen für helle Figuren herrschen.
Ist der Ofen-Boden befüllt, wird eine feuerfeste Schamottplatte auf die Ofenfüße der unteren Schicht gelegt. Hier werden nun weitere Figuren hinzugefügt.
Ist eine Lage gefüllt, kommt eine Schamott-Platte auf die Ofenfüße der unteren Schicht. Darauf werden zunächst weitere Ofenfüße platziert.
Die Ofen-Füße der einzelnen Etagen werden mit Plättchen an die Höhe der Figuren angepasst.
Um den Ofen möglichst effektiv zu füllen, wird die Höhe der Ofenfüße mit Plättchen an die zu brennenden Figuren angepasst.
Die Schafe können für den Brand im Ofen gestapelt werden, da ihre Körper nicht glasiert sind (sonst würden sie beim Brennen zusammenschmelzen).
Da meine Figuren meistens unglasierte Körper haben, können sie bedenkenlos gestapelt werden, wie hier an den gehörnten Schafen (Skudden für den Museumsshop in Haithabu) gut zu erkennen ist. Ton an Ton klebt beim Brand nicht zusammen - glasierte Teile jedoch schon.
Die oberste Schicht wird mit Figuren aus rotem bzw. schwarzem Ton bestückt, da diese durch die dort etwas höheren Temperaturen dunkler werden als in tieferen Etagen. Die Figuren dürfen die Oberkante des Ofenraums nicht überragen, sonst kann der Ofendeckel nicht geschlossen + der Brennvorgang nicht gestartet werden. (In diesem Fall wurde etwas Platz nach oben verschenkt). Die Brennspiralen, die beim Brennen auf über 1.000 Grad hellglühend hochheizen, sind hier sehr gut im kalten Zustand zu erkennen.
So wird Lage um Lage der Brennofen bis oben hin gefüllt. Die oberen Lagen werden mit Figuren aus dunklen Ton-Sorten bestückt; dunkler Ton bekommt bei den etwas höheren Temperaturen dort eine schönere Färbung.
Rohe Rinder im Brennofen.
Natürlich muss aufgepasst werden, dass der Deckel auch geschlossen werden kann. (Bei dieser Ofenladung habe ich sogar noch etwas Platz nach oben verschenkt.)
Nun wird der Ofen eingestellt: Der Umschaltpunkt bestimmt die Temperatur, bis der der Ofen nur langsam hochheizt. Bis 600°C entweicht chemischer Wasserstoff aus dem Brenngut. Der muss auch raus, sonst explodieren die Figuren. Die Heizleistung zeigt an, wie schnell die Temperatur bis zum Umschaltpunkt hochheizt. Nach dem Erreichen des Umschaltpunktes heizt der Ofen nonstop rauf bis zur Endtemperatur. Damit ich die nicht aus Versehen beim Ofenfüllen verstelle, hab ich die lieber mit nem guten Klebeband fixiert (ich brenne ja immer bei derselben Temperatur).
Die Galloways sind schön dunkelbraun geworden.
Nach 24 Stunden kann der Ofendeckel wieder aufgeklappt werden. Hier ist im Vergleich zum obigen Foto zu erkennen, wie sich die Farbe des schwarzen Tons nach dem Brand verändert hat. Wer ganz genau hinschaut, kann sogar erkennen, dass die Abstände zwischen den Galloways etwas größer geworden sind: Schwarzer Ton schrumpft beim Brennen bis zu 20%! Das muss natürlich vorher beim Modellieren auch berücksichtigt werden.

Mehr Vergleiche bei den Figuren vor & nach dem Brand gibts in einem anderen Blog 😀

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